Schokolade aus Dubai – das klingt zunächst exotisch und reizvoll. Doch hinter der süßen Versuchung steckt ein handfestes rechtliches Dilemma: Darf ein Produkt mit geografischem Herkunftshinweis werben, wenn es die Rohstoffe importiert? Der Fall der edlen 'Dubai-Schokolade' wirft ein Schlaglicht auf das Spannungsfeld zwischen Marketing, Verbraucherwahrnehmung und rechtlichem Herkunftsschutz.
Ein goldener Löffel taucht in die glänzende, samtige Masse. Der Duft von dunklem Kakao, Zimt und Kardamom liegt in der Luft. In einer eleganten Boutique in Downtown Dubai wird die neueste Kreation lokaler Chocolatiers präsentiert: 'Dubai Chocolate – A Taste of the Desert'. Verpackt in edlen Boxen mit goldener Skyline-Prägung, verspricht sie Luxus pur. Doch hinter der glänzenden Fassade brodelt es.
Die Frage, die sich Juristen, Produzenten und Konsumenten gleichermaßen stellen: Darf diese Schokolade sich wirklich 'Dubai-Schokolade' nennen? Schließlich stammt der Kakao – naturgemäß – nicht aus der Wüste, sondern aus Ghana, Ecuador oder der Dominikanischen Republik.
Der Fall ist exemplarisch für ein wachsendes Phänomen: Produkte, die durch ihre Verpackung, Namensgebung oder Storytelling einen geografischen Ursprung suggerieren, der mit der tatsächlichen Herkunft der Rohstoffe wenig zu tun hat. In der EU ist das Thema durch geschützte geografische Angaben (g.g.A.) und Ursprungsbezeichnungen (g.U.) streng geregelt. Doch wie sieht es außerhalb Europas aus – etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten?
Rechtsanwälte wie die von Osborne Clarke beleuchten in ihrer Analyse die Schwelle zwischen zulässigem Lifestyle-Marketing und irreführender Herkunftsangabe. Der entscheidende Punkt: Wie versteht der durchschnittliche Verbraucher eine Bezeichnung wie 'Dubai Chocolate'? Erwartet er lokale Zutaten – oder nur einen lokalen Produktionsort?
Die Meinungen gehen auseinander. Für manche ist die Bezeichnung ein legitimes Zeichen lokaler Handwerkskunst – ähnlich wie 'Swiss Chocolate', die oft aus importiertem Kakao hergestellt wird. Für andere hingegen ist es eine Täuschung, wenn die Herkunft der Rohstoffe nicht transparent gemacht wird.
Besonders prekär wird es, wenn das Produkt außerhalb der VAE verkauft wird – etwa in Europa, wo strenge Vorschriften für geografische Herkunftsangaben gelten. Hier könnte eine unklare Deklaration nicht nur für Verbraucher, sondern auch für Importeure zu rechtlichen Problemen führen.
Auch für die Immobilien- und Standortentwicklung hat das Thema Relevanz. Der Fall zeigt, wie stark Markenbildung an geografische Identitäten gekoppelt ist – ein Prinzip, das ebenso für Immobilienprojekte gilt. Ob 'Dubai Marina View' oder 'Paris Heights' – Namen erzeugen Erwartungen. Investoren und Entwickler sollten bei der Namensgebung nicht nur auf Marketingwirkung, sondern auch auf rechtliche Konformität achten.
Gerade in wachsenden Märkten wie den VAE, wo internationale Käufer auf Authentizität und Qualität achten, kann die präzise Kommunikation von Produkt- oder Standortidentität zum entscheidenden Faktor werden. Wer investiert, will wissen, was drin ist – und woher es kommt.