Fünfzehn Jahre Reality-TV – und noch immer schillert es, wenn Carmen und Robert Geiss vor die Kamera treten. Zum 15-jährigen Jubiläum ihrer Doku-Soap erinnern sich die Selfmade-Millionäre gemeinsam mit ihren Töchtern Davina und Shania an die allererste Klappe, wacklige Anfänge auf der Yacht und an Momente, in denen der Luxus plötzlich ganz nebensächlich wurde. Zwischen alten Ausschnitten, Familien-Insidern und einem sehr persönlichen Rückblick wird klar: Aus einer verrückten TV-Idee ist ein Familienprojekt geworden, das eine ganze Generation von Zuschauern begleitet hat. Und die Geissens haben längst gelernt, aus jeder Drehpanne eine gute Geschichte zu machen.
Die Sonne steht tief über dem Mittelmeer, das Deck der Yacht glänzt noch vom letzten Wassertropfen. Ein Kameramann wischt sich die Stirn, jemand ruft: 'Ton läuft!'. Carmen Geiss dreht sich einmal im Licht, schüttelt die blonde Mähne und lacht: 'Gibt's heute eigentlich keinen Champagner?' – in diesem Moment schiebt ein Teammitglied eine riesige Torte ins Bild. 15 Kerzen. 15 Jahre TV-Leben. Robert pfeift anerkennend, Davina und Shania schnappen überrascht nach Luft. Die Jubel-Szene sitzt im ersten Take – Routine nach anderthalb Jahrzehnten vor laufender Kamera.
Zurückspulen ins Jahr 2011. Damals, erzählen die Geissens im Rückblick, sei alles eher wie ein Experiment gewesen. Ein Kamerateam sollte den Kölner Selfmade-Millionär Robert Geiss, seine Frau Carmen und ihre beiden Mädchen ein bisschen im Alltag begleiten. 'Wir dachten ehrlich: Das hält ein, zwei Staffeln, dann ist der Spuk vorbei', sagt Robert. Stattdessen wurde 'Die Geissens – Eine schrecklich glamouröse Familie' zur Kultmarke – und das Wohnzimmer der Nation zum Fenster in eine Welt aus Privatjet, Monaco-Marina und Glitzerschuhschrank.
In der Jubiläumssendung laufen die ersten Szenen noch einmal über den Bildschirm: Carmen, damals kaum ohne Leopardenmuster, die Mädchen mit Zahnlücken und Zöpfen, Robert mit deutlich dunklerem Haar. Dazwischen Kommentare der Familie von heute. 'Oh mein Gott, wie habe ich bitte geredet?', stöhnt Davina, als sie ihre Kinderstimme hört. Shania hält sich lachend die Hände vors Gesicht: 'Diese Outfits! Wer hat mich da angezogen?'
Kaum eine deutsche TV-Familie ist so sichtbar erwachsen geworden wie Davina und Shania. Sie erzählen offen, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Teenagerleben zur Serie wird. Es gab Tage, da wollten sie die Kamera am liebsten ins Meer werfen. Und andere, an denen das Team eher wie große Geschwister wirkte. Carmen erinnert sich an schulische Diskussionen am Frühstückstisch, bei denen plötzlich alle gleichzeitig in Mikrofone murmelten. 'Vergisst du die Kameras irgendwann?', fragt der Off-Kommentar. Shania überlegt kurz und sagt dann: 'Du vergisst sie nicht – aber du lernst, mit ihnen du selbst zu bleiben.'
Die Familie blättert im Kopf durch ein eigenes Serienalbum. Erstes Mal Führerschein vor laufender Linse. Erster großer Streit, der plötzlich Millionen Zuschauer hat. Erste Tränen, weil ein Termin, ein Auftritt, eine Kritik zu viel geworden ist. Und mittendrin Robert, der im Rückblick zugibt: 'Wir haben oft auf Kante gelebt. Nicht nur beim Geld früher, sondern auch mit der Energie. Aber ohne Risiko wären wir nie hier gelandet.'
Natürlich fehlen in einem Jubiläum der Geissens die typischen Szenen nicht, die Fans seit Jahren lieben – und belächeln. Robert, der mit teurer Sonnenbrille auf dem Kopf den falschen Hafen ansteuert. Carmen, die im Designer-Outfit in einem italienischen Hinterhof stolpert und sich vor Lachen nicht wieder einkriegt. Ein Jet, der wegen eines fehlenden Koffers doch nicht starten kann. Und mittendrin die Mädchen, die irgendwann beginnen, die Erwachsenen ganz entspannt zu korrigieren.
Die Jubiläumsshow montiert diese Bilder mit Kommentaren der Gegenwart. Wo früher reines Staunen war, ist heute auch Selbstironie. 'Ja, wir wissen, dass wir manchmal total übertreiben', lacht Carmen. 'Aber wenn wir schon ein verrücktes Leben führen, dann zeigen wir es auch richtig.'
Reich, laut, schrill – das Image haftet der Familie an wie Glitzer an Carmens Abendkleid. Im Rückblick wird aber auch spürbar, wie dünn die Luft manchmal ist, wenn jedes Detail diskutiert wird. Hate-Kommentare, Schlagzeilen, Häme – all das hat die Familie ebenso begleitet wie Fanbriefe und Selfie-Anfragen. 'Du musst filtern, was wirklich wichtig ist', erklärt Davina. 'Am Ende zählt, dass wir als Familie zusammenbleiben, nicht, was jemand anonym online schreibt.'
Vielleicht ist es gerade diese Mischung aus maßloser Inszenierung und ungeschminkten Momenten, die das Format über 15 Jahre getragen hat. Wenn Robert im Interview etwas zu laut wird und Carmen ihn liebevoll abbremst. Wenn Shania zwischendurch das Handy weglegt und ernsthaft erzählt, dass sie manchmal einfach nur ein normales Mädchen sein möchte. Und wenn alle vier gleichzeitig lachen, weil sie merken, wie absurd ihr Alltag oft klingt, sobald ein Off-Sprecher ihn kommentiert.
Am Ende der Jubiläumsfolge steht kein großes Abschiedspathos, sondern eine sehr geissentypische Szene. Die Torte ist halb aufgegessen, die Kerzen inzwischen wieder aus, doch Robert plant bereits die nächste Reise. 'Wir haben doch noch nicht alles gesehen', sagt er und zählt in Gedanken Ziele auf, während Carmen neben ihm auf dem Smartphone alte Bilder durchscrollt. Davina und Shania werfen sich einen verschwörerischen Blick zu – die nächste Generation, die längst eigene Pläne schmiedet, von Mode über Social Media bis hin zu ganz eigenen Projekten vor und hinter der Kamera.
Ob die Geissens noch einmal 15 Jahre dran hängen? Das weiß an diesem Tag niemand. Sicher ist nur: Diese Familie hat das deutsche Reality-TV geprägt wie kaum eine andere – mit all ihren Widersprüchen, ihrem Lärm, ihrem Luxus und ihren leisen Momenten dazwischen. Und irgendwo auf einem Sonnendeck, zwischen Kabeln, Kameras und Champagnergläsern, blinkt schon die nächste rote Aufnahmelampe.