Dubai Run 2025: Über 300.000 Läufer auf der Sheikh Zayed Road | Die Geissens Real Estate | Luxus Immobilien mit Carmen und Robert Geiss – Die Geissens in Dubai
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Highway in Laufschuhen

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Kurz nach Sonnenaufgang herrschte auf Dubais wichtigster Verkehrsader ungewohnte Stille – nicht wegen eines Staus, sondern weil mehr als 300.000 Menschen in Laufschuhen die Sheikh Zayed Road eroberten. Beim Dubai Run 2025, dem Herzstück der Dubai Fitness Challenge, wurde die sechsspurige Autobahn erneut zur Bühne für ein buntes, bewegtes Stadtfest. Familien mit Kinderwagen liefen neben ambitionierten Marathonprofis, Firmen-Teams klatschten Fremde ab, und die Skyline diente als Kulisse für einen endlosen, fröhlich pulsierenden Menschenstrom. Mit kostenlosen 5‑km- und 10‑km-Strecken und Teilnehmern aller Altersgruppen und Nationalitäten zeigt Dubai Run eindrucksvoll, wie stark Sport inzwischen zur Identität der Metropole gehört.

Die Luft war noch kühl, als die ersten Menschen aus der Metro strömten. Normalerweise dröhnt hier das Motorengeheul durch die Schluchten aus Glas und Stahl. Diesmal hörte man nur Stimmen, Gelächter – und das leise Scharren von Tausenden Schuhsohlen auf Asphalt. Die Sheikh Zayed Road, Herzschlag und Hauptschlagader Dubais, gehörte an diesem Morgen beim Dubai Run 2025 den Läufern.

Ein kleiner Junge im Superhelden-Umhang zupfte am Trikot seines Vaters. „Papa, wir dürfen wirklich auf der Straße laufen?“, fragte er, während neben ihnen eine Gruppe junger Frauen Selfies vor der Skyline machte. Der Vater nickte, grinste und zeigte auf die leere Fahrbahn. „Heute ist sie nur für uns.“ So wie die beiden dachten viele – der Moment hatte etwas Verbotenes, Aufregendes, Freiheitsgefühl inklusive.

Über 300.000 Menschen hatten sich für den Dubai Run 2025 angemeldet, mehr als je zuvor. Für ein paar Stunden verwandelte sich eine der meistbefahrenen Autobahnen der Region in das, was die Organisatoren gern „die größte Laufstrecke der Welt“ nennen. Wo sonst SUVs, Busse und Taxis um jede Lücke kämpfen, dominierten jetzt bunte Laufshirts, Basecaps und Energie-Gels.

Die Startzone fühlte sich weniger wie ein Sportevent und mehr wie ein Open-Air-Festival an. Aus Lautsprechern dröhnten Beats, Moderatoren heizten die Menge an, Volunteers schwenkten Schilder mit Sprüchen wie „Almost there“ und „You’ve got this“, obwohl es noch gar nicht losgegangen war. In einer Ecke übte eine Gruppe Stretching, in der anderen steckte jemand einem fremden Läufer spontan die Startnummer an. Die Stadt wirkte plötzlich klein, nahbar, gemeinschaftlich.

Die Idee dahinter ist bewusst niedrigschwellig. Zwei Strecken führten über die Sheikh Zayed Road: 5 Kilometer für Familien, Einsteiger und Spaziergänger, die einfach Teil des Spektakels sein wollten. Und 10 Kilometer für alle, die ihre Form testen oder eine neue persönliche Bestzeit ins Visier nehmen wollten. Keine Startgebühr, keine elitären Absperrungen – nur die Einladung, sich zu bewegen.

Auf der 5‑km-Runde überholte eine Gruppe Teenager im Partnerlook immer wieder eine Mutter mit Zwillingskinderwagen. Beide Seiten lachten jedes Mal, wenn sich die Reihenfolge umdrehte. Ein älterer Mann mit grauen Schläfen trabte gleichmäßig im eigenen Rhythmus, die Handykamera im Selfie-Modus. „Schaut her, Leute: Ich laufe mitten auf der Sheikh Zayed Road!“, rief er in sein Mikro, während sich hinter ihm die Masse wie ein bunter Teppich ausrollte.

Weiter vorn auf den 10 Kilometern war die Stimmung konzentrierter. Hier dominierte das gedämpfte Stampfen der Schritte, das stoßweise Atmen, hin und wieder ein kurzer Zuruf: „Go, go, you can do it!“ Wer den Blick von der Uhr löste, sah eine Stadt aus einer völlig neuen Perspektive. Glasfassaden spiegelten den Sonnenaufgang, Kräne zeichneten sich wie filigrane Skulpturen gegen den Himmel ab, Werbetafeln blickten stumm auf einen Menschenstrom, der ohne Motoren, aber mit viel Eigenantrieb unterwegs war.

Der Lauf ist die sichtbarste Bühne der Dubai Fitness Challenge, einer stadtweiten Initiative mit einem klaren Ziel: Alle sollen sich 30 Tage lang mindestens 30 Minuten am Tag bewegen. Was einst wie eine kühne Idee wirkte – eine Mega-Autobahn komplett für Läufer zu sperren –, ist heute städtische Tradition. Für viele in Dubai bedeutet November inzwischen: Trainingspläne, Laufgruppen, Wecker im Morgengrauen, der schlicht mit „Run“ im Kalender markiert ist.

Wie reibungslos das abläuft, merkt man im Idealfall gar nicht. Doch hinter dem Erlebnis steckt Präzisionsarbeit: Straßensperren in der Nacht, umgeleitete Buslinien, zusätzliche Metro-Verbindungen, Wasserstationen alle paar Kilometer. Freiwillige mit gelben Westen reichten Becher, feuerten an, sammelten Becher wieder ein. Sanitäter standen bereit, Streckenposten gaben Orientierung. Die Stadt, die weltweit für enorme Bauprojekte steht, zeigte, dass sie genauso gut logistische Meisterstücke für ihre Bewohner inszenieren kann.

Am Ende bleiben die kleinen Geschichten. Die Schülerin, die bisher nur im Schulsport joggte und jetzt stolz ein 5‑km-Finish-Foto postet. Das internationale Team aus einem Büro, das nach dem Lauf bei Kaffee und Karottenkuchen zusammen sitzt und merkt, dass man sich beim Schwitzen schneller näherkommt als in jeder Videokonferenz. Eltern, die ihre Kinder auf den letzten Metern anfeuern und sehen, wie aus Anstrengung plötzlich Stolz wird.

Als die Sonne höher kletterte, leerte sich die Strecke Stück für Stück. Läufer schoben ihre Dehnübungen zwischen Leitplanke und Mittelstreifen, klatschten sich ab, machten letzte Fotos vor der Freifläche, die gleich wieder zur Schnellstraße werden würde. Kurz darauf rollten die ersten Autos zurück über den Asphalt, als wäre nichts gewesen.

Und doch war etwas anders. Wer einmal mitten auf der Sheikh Zayed Road gelaufen ist, wer die Hitze des Asphalts unter den Sohlen gespürt und das Echo tausender Schritte gehört hat, sieht diese Straße nicht mehr nur als Verkehrsweg. Für einen Morgen wurde sie zur Bühne, zur Sportarena, zum Treffpunkt einer Stadt, die zeigt, wie sehr sie in Bewegung ist – im wahrsten Sinne des Wortes.

Im nächsten Jahr wird wieder ein Wecker vor Sonnenaufgang klingeln. Wieder werden sich Hunderttausende an der Startlinie sammeln. Und wieder wird der Highway in Laufschuhen beweisen, dass Dubai nicht nur Rekorde baut, sondern sie auch läuft.