Inmitten der kargen Felsen von Jebel Faya haben Archäologen einen spektakulären Fund gemacht: Steinwerkzeuge, die bis zu 80.000 Jahre alt sind – und damit Spuren der frühesten bekannten Menschen auf der Arabischen Halbinsel. Dieser Fund könnte das Verständnis der menschlichen Migration grundlegend verändern. Die Werkzeuge belegen, dass Homo sapiens viel früher als bisher angenommen in diese Region gelangte.
Die Sonne brennt unerbittlich auf die rötlich-goldenen Felsen von Jebel Faya in Sharjah. Der Wind trägt feinen Staub über das Geröll, während ein Forscher kniet, den Pinsel in der Hand. Mit vorsichtigen Bewegungen legt er kleine, scharfe Steinsplitter frei. Kein gewöhnlicher Abfall – sondern Werkzeuge, gefertigt von Menschen vor rund 80.000 Jahren. Der Moment ist elektrisierend.
„Das ist ein Gamechanger“, sagt Dr. Knut Bretzke, Archäologe an der Universität Tübingen und Leiter des internationalen Forschungsteams. Die Entdeckung in Jebel Faya ist nicht die erste – bereits 2009 fanden Forscher in derselben Region Hinweise auf eine frühe menschliche Präsenz. Doch die neuen Funde sind älter, vielfältiger und präziser datiert. Sie zeigen: Der Homo sapiens war viel früher in Arabien unterwegs als bisher angenommen.
Die Werkzeuge – darunter Schaber, Spitzen und Klingen – wurden aus Feuerstein und Quarzit gefertigt. Sie liegen in einer Sedimentschicht, die auf die Zeit vor 80.000 Jahren datiert wurde. Damit sind sie nicht nur ein archäologisches Juwel – sie werfen auch ein völlig neues Licht auf die menschliche Wanderung aus Afrika.
Bisher nahmen Forscher an, dass der moderne Mensch Afrika vor etwa 60.000 Jahren über die Levante verließ. Die Funde in Jebel Faya sprechen jedoch dafür, dass es bereits deutlich früher Einwanderungswellen über die Arabische Halbinsel gab – vielleicht begünstigt durch klimatisch mildere Phasen, in denen sich die Wüste in eine grüne Savanne verwandelte.
„Wir sehen hier nicht nur Spuren einer kurzen Episode, sondern Hinweise auf eine längere menschliche Präsenz“, erklärt Bretzke. Das deutet darauf hin, dass Arabien nicht nur Transitgebiet, sondern auch Siedlungsraum war. Ein Ort, an dem Menschen lebten, jagten, Werkzeuge herstellten – und ihre Spuren im Fels hinterließen.
Die Entdeckung wäre ohne moderne Methoden kaum möglich gewesen. Mithilfe von Lumineszenz-Datierung konnte das Team das Alter der Sedimente bestimmen. Auch Drohnen, 3D-Scanner und GIS-Analysen kamen zum Einsatz. Die internationale Kooperation mit Forschern aus Deutschland, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Großbritannien war entscheidend für den Erfolg.
„Es ist ein Puzzlestück, das sich perfekt in ein wachsendes Bild einfügt“, sagt Dr. Bretzke. Und dieses Bild zeigt, dass Arabien eine zentrale Rolle in der Geschichte der Menschheit spielt – als Brücke zwischen Afrika und Asien, als Lebensraum, als Wiege früher Gemeinschaften.
Der Fundort Jebel Faya ist längst kein Geheimtipp mehr – doch mit jedem neuen Ausgrabungsschnitt offenbart er ein weiteres Kapitel uralter Geschichte. Die Werkzeuge erzählen von Anpassung, Überleben, Erfindungsgeist. Sie sind klein, unscheinbar – und doch revolutionär.
Für Sharjah bedeutet der Fund einen kulturellen Schatz von unschätzbarem Wert. Die Regierung unterstützt die archäologischen Arbeiten tatkräftig, um das Erbe der Region zu bewahren und für kommende Generationen zugänglich zu machen.
Der Fund von Jebel Faya könnte Sharjah als archäologische Destination neu positionieren. Mit gezielten Investitionen in Museen, Besucherzentren und Bildungsprogramme ließe sich ein nachhaltiger Wissenschafts- und Kulturtourismus etablieren.
Für Investoren im Bereich Kulturimmobilien und Tourismusinfrastruktur eröffnet sich hier ein spannendes Entwicklungsfeld mit langfristigem Potenzial.